Die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft Leverkusen-Bürrig/Küppersteg zählt zu den jüngeren Bruderschaften des Bezirks Rhein/Wupper-Leverkusen. Das bis um 1960 angenommene Gründungsjahr „1468“ hat sich leider als irrig erwiesen und hielt geschichtlichen Nachforschungen nicht stand. So muss für unsere Bruderschaft als Gründungsjahr 1878 angesehen werden. Aber immerhin sind seit diesem Zeitpunkt auch schon über 120 Jahre vergangen. Zur Gründung lassen wir das vorhandene Protokollbuch aus dem Jahre 1878 selbst erzählen:

 


Nach mehreren vorherigen Besprechungen wurde zu Schafstall, Gemeinde Bürrig, am 18. September 1878 beschlossen, eine St. Sebastianus-Bruderschaft zu gründen, worauf denn auch ein Vorstand gewählt, die Statuten entworfen wurden, welche am 5. Oktober des selben Jahres von Herrn Bürgermeister Vetter für gut befunden und genehmigt wurden. Der Vorstand besteht aus dem Präsidenten Peter Voets (1878-1892), dem Vize-Präsidenten Johann Wiesemann, dem Kassenführer Wilhelm Muhr, dem Vize- Kassenführer Christian Engels, dem Kommandanten Johann Eich, dem zweiten Kommandanten Robert Dick, dem Protokollführer August Hartmann, dem Vize- Protokollführer Jakob Dick, den Zugführern Peter Hildebrand und Johann Döppen, dem Pedell Andreas Steinacker und Stellvertreter Gustav Dick. Der erste Schützenkönig sollte nach Übereinkunft aus dem Vorstand hervorgehen, worauf denn auch am 17. November ein Vogelschießen bei Witwe Heinrich Steinacker am Schafstall veranstaltet wurde.Nach mehreren Schüssen ging auf den 21. Treffer der 1. Kommandant Korbmacher- meister Johann Eich hervor. Nach Huldigung des Königs mit einem neuen glänzenden silbernen Vogel nebst dito Kette setzte sich der Zug von sämtlichen Mitgliedern der Bruderschaft, siebzig an der Zahl, unter rauschender Musik und großer Beteiligung in Bewegung der Straße nach bis zur Grenze von Opladen und zurück, durch den oberen Teil des Dorfes bis zur Kirche, wo nach vorheriger lehrreicher Ansprache des allverehrten Herrn Pastors Ahlbach das feierliche Te Deurn gesungen wurde. Hierauf Zug nach dem übrigen Teil des Dorfes zum Festlokal des Mitgliedes Herrn Theodor Brand, woselbst die Königin, Frau Eich, gekrönt wurde. Nach mehreren Toasten und Ansprachen wurde unter großer Einigkeit ein sehr freudiger Abend verbracht, wo das Trinken nicht vergessen wurde. Nach der Mitgliederzahl zu urteilen - 73 Schützenbrüder - hat die Anregung auf Gründung einer Bruderschaft für die Pfarrei Bürrig (eine Pfarrei Küppersteg gab es damals noch nicht) großen Beifall gefunden. So berichtet die Zeitung „Der Bote“ am 20.11. 1878:  Bürrig, 18. Nov. Die hiesige St. Sebastianus-Bruderschaft, welche sich vor einiger Zeit analog der Opladener gebildet, feierte gestern ihr erstes Königsvogelschießen unter zahlreicher Beteiligung, und legte somit den eigentlichen Grundstein zu einem schönen volkstümlichen Beginnen. Schützenkönig wurde Herr Johann E i c h zu Schafstall. Wir wünschen der jungen Gesellschaft ein gutes Gedeihen, und gewiss dürfte demnächst das Schützenfest zeigen, dass auch unsere Gemeinde ein Volksfest zu feiern versteht. Darum mit frohem Schützenmut in die Zukunft! “1882 wurden die Statuten dahingehend geändert, dass für die Folge sich jeder bei der Aufnahme in die Bruderschaft der Ballotage (Geheime Abstimmung mit weißen und schwarzen Kugeln) unterziehen muss. Zugleich wurde auch bestimmt, dass ein ausgeschiedenes Mitglied bei Wiederaufnahme sich ebenfalls der Ballotage unterziehen und drei Mark zahlen muss. Dies wurde nach dem 2. Weltkrieg abgeschafft.

 


1889 wurden bereits die Schützenfeste in Monheim, Steinbüchel, Lützenkirchen und Reusrath besucht. 1892 wurde Johann Meuser zum Präsidenten gewählt (bis1914). Nach dem Verwaltungsbericht der Bürgermeisterei Küppersteg von 1906 hat die Bruderschaft 45 Mitglieder. Während des ersten Weltkrieges war Heinrich Heesen Präsident (1914-1920). Aufgrund des Krieges kam die Vereinsarbeit zum Erliegen. 1920 erfolgte eine Neuorganisation der Bruderschaft unter dem Präsidenten Wilhelm Boden (1920-1934). Auch in früheren Jahren hatte der Vorstand mit der Ausrichtung des Schützenfestes seine Sorgen. So berichtet das Protokollbuch 1922: Nur schwer hat sich der Vorstand entschlossen, bei den heutigen schweren Zeiten an die Feier eines Schützenfestes heranzugehen, war doch zu befürchten, dass bei einem Fehl- schlagen bei einem großen Teil der Mitglieder, welche seither schon ziemlich teilnahmslos der Bruderschaft gegenüberstanden, sich Unzufriedenheit bemerkbar machen würde. Andererseits musste wieder mal der breiten Öffentlichkeit gezeigt werden, dass die Bruderschaft noch da sei und den festen Willen habe, ihre alten Traditionen nicht zu verlassen.


1925 regte der Vorsitzende Wilhelm Boden an, die Bruderschaften des unteren Kreises Solingen einzuladen und zu einem Verband zusammen zu schließen und gemeinsam alljährlich ein großes Fest zu feiern. Es dürfte sich wahrscheinlich um die erste Anregung und die Geburtsstunde des Bundes Rhein-Wupper/Leverkusen handeln. 1926 tritt die Bruderschaft dem neu gegründeten Verband bei und beteiligt sich auch am 1. Bundesfest in Wiesdorf.

 

HISTOR4

Im gleichen Jahr wird Dr. Peter Louis Pfarrer von St. Stephanus in Bürrig. Mit ihm gewinnen die Schützenbrüder den besten Verfechter ihres Bruderschaftsgedankens. Auf sein Betreiben erfolgte 1928 in Köln die Gründung der „Erzbruderschaft vom Hl. Sebastianus“. Er wird ihr erster Generalpräses. An der ersten Romfahrt der Schützen nahmen neben dem Präses der Bruderschaft Geistl. Rat Dr. Peter Louis, der erste Vorsitzende Wilhelm Boden und der Fähnrich Theodor Neukirchen teil. Wie viele andere Bruderschaften unterlag auch unsere dem Treiben der NS. -Zeit. 1946 wurde auf besondere Anregung von Pfarrer Dr. Louis und dem Vorsitzenden Peter Schumacher (1934-1953) die Bruderschaft Leverkusen-Bürrig/ Küppersteg wieder neu ins Leben gerufen. Erster König der Nachkriegszeit wurde Peter Pitzen. Ein besonderer Wunsch von Dr. Louis  war es, in der Stadt Leverkusen die Zentrale für alle Schützenbruderschaften zu bilden. 1949 konnte er neben seiner Pfarrkirche die Christ- Königs- Bundeshalle in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste einweihen. Nach dem Tode von Dr. Louis wurde der Sitz des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften nach Köln verlegt und die Christ-König-Halle wurde in einen Pfarrsaal (im Volksmund Bundeshalle)der St. Stephanus-Pfarrei umgewandelt. Nach Peter Schumacher übernahm Heinrich Steinacker die Leitung der Bruderschaft (1953-1967) . Er übergab 1967 sein Amt an Josef Meuser, der, bis zu seinem viel zu frühen Tod 1993, 26 Jahre die Geschicke des Vereins leitete. Auf seine Initiative ist die über 40jährige Freundschaft mit Musikgruppen aus Tirol begründet. Ihm folgte für 8 Jahre Werner Schweden. Seit 2001 ist unser Vorsitzender Anton Schmitz. Zur Zeit (2011) zählt die Bruderschaft 45 Schützen, davon 14 weibliche Mitglieder,  und 6 Mitglieder der Jugendabteilung.


Die Verbundenheit mit dem Bezirk Rhein/Wupper-Leverkusen zeigt die Durchführung der Bezirksfeste 1968, 1978 und 1988. Gute und schwere Zeiten hat die Bruderschaft Bürrig/Küppersteg in den über 120 Jahren ihres Bestehens hinter sich gebracht. Möge sie auch in Zukunft in Einigkeit für beide Pfarreien Bürrig/Küppersteg bestehen, treu dem Grundsatz „Glaube-Sitte-Heimat“.

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