Ausschlafen am Sonntag war jedoch nicht möglich, denn nach dem Gottesdienst in Sankt Stephanus versammelten sich Abgeordnete von sieben befreundeten Bruderschaften und drei Musikzügen zum großen Festzug durch den Ort. Passanten am Wegesrand? Geschmückte Gärten? Fehlanzeige! Es sei traurig, bemerkte Kommandant Michael Bremkamp, dass zwar immer mehr Menschen in Bürrig wohnen wollten, sich aber um den Erhalt von Traditionen nicht viel scherten.
Obwohl: Der Fortbestand alter Werte scheint seit kurzem wieder gesichert zu sein. Denn seit Samstag hat die Bruderschaft wieder eine eigene Jugendabteilung. Mitglieder sind Mia Erdogan (4) und Aeneas Erdogan (1,5), deren Großeltern und Mutter Stefanie schon lange zu den Schützen gehören.
Selbst wenn er Mitglied werden wollte, bliebe der Vater der Kinder ausgeschlossen. Denn katholisch geprägte Bruderschaften haben sich bislang weder in Bürrig noch in anderen deutschen Städten für Andersgläubige geöffnet. Auch beim Bund der Deutschen Historischen Diskussionen Schützenbruderschaften wird das Thema schon länger heftig diskutiert. "Bislang sind wir als katholischer Verband an die Regeln der Kirche gebunden. Aber wir befinden uns in einem Öffnungsprozess", sagte Mathias Tennior, zweiter Vorsitzender in Bürrig. "Wann es eine Entscheidung gibt, ist völlig unklar".
Klare Fakten geschaffen haben Tennior und elf Mitstreiter im Gegensatz dazu für die Zukunft einiger Majestäten in Spe. Sie haben gerade erst eine so genannte Königskasse angelegt, in die sie jährlich 100 Euro als eine Art zinsloses Darlehen einzahlen. Jeder der Zwölf, der in den nächsten Jahren König wird, kann sich daraus bedienen und ist auf diese Weise zumindest finanziell ein wenig entlastet. Schon einmal gab es eine solche Regelung in den 70er Jahren, bis Tennior sie jetzt wieder neu angeregt hat.
Quelle: RP-Online